Alle Artikel von KarateCoach zu aktuelle Themen aus den Bereichen Geschichte, Bunkai, Anatomie & Physiologie, Trainingsgestaltung & Prävention


bisher 7Artikel:

> Einführung in die Geschichte des Karate

> Mentales Training - ein sehr effektiver Zusatz zum körperlichen Training.(Veröffentlichung im JKA-Magazin 01/2011)

> Warum beim Karatetraining Wachstumsschübe im Kindes- und Jugendalter  zur besonderen Herausforderung für Trainer und Schüler werden können.(Veröffentlichung im JKA-Magazin 04/2010)

> Kata-Bunkai - über das Wissen der Bewegung – Kata Gumite = Anleitung zur Selbstverteidigung!

Wird tiefgründiges Bunkai heutzutage noch als eigentlicher Hauptbestandteil des Karate Do angesehen und mit dieser Einstellung intensiv trainiert und weitergegeben oder gerät es durch die Versportlichung“ von Karate vielerorts in Vergessenheit?

> Prinzipien des motorischen Lernens praktisch umgesetzt

>Aktiv gegen Fußgelenksarthrose

>Aktiv gegen Kniegelenksarthrose

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Autor: Thomas

1. Entwicklung des Karate


Karate in seiner heutigen Form entwickelte sich auf der pazifischen Kette der Ryūkyū-Inseln, insbesondere auf der Hauptinsel

Okinawa. Diese liegt ca. 500 Kilometer südlich der japanischen Hauptinsel Kyūshū zwischen Südchinesischem Meer und Pazifik.

Heute ist die Insel Okinawa ein Teil der gleichnamigen Präfektur Japans. Bereits im 14. Jahrhundert unterhielt Okinawa, damals

Zentrum des unabhängigen Inselkönigreichs Ryūkyū, rege Handelskontakte zu Japan, China, Korea und Südostasien. Die urbanen

Zentren der Insel, Naha, Shuri und Tomari waren damals ein wichtiger Umschlagplatz für Waren und boten damit ein Forum für den

kulturellen Austausch mit dem chinesischen Festland.


Die unterschiedliche wirtschaftliche Bedeutung der Inseln führte jedoch dazu, dass sie ständig von Unruhen und Aufständen

heimgesucht wurde. Im Jahre 1416 (laut George Kerr 1429) gelang es schließlich König Sho Hashi (Begründer der ersten Sho

Dynastie) die Inseln zu einigen. Zur Erhaltung des Friedens in der angeblich aufständischen Bevölkerung wird oft über ein ominöses

Waffenverbot berichtet! Tatsächlich gibt es keine historischen Anhaltspunkte über ein solches Verbot des Tragens von Waffen.

Dennoch erfreute sich die waffenlose Kampfkunst des Okinawa-Te wachsender Beliebtheit und viele ihrer Meister reisten nach China,

um sich dort durch das Training des chinesischen Chuan-Fa/ Quan Fa fortzubilden. Gleichzeitig verschmolzen die einheimischen

Kampftraditionen mit Prinzipien und Methoden aus den umliegenden Metropolen Südostasiens und bildeten so ein einzigartiges

System, welches viele Methoden der Selbstverteidigung und des Zweikampfes lehrte.


1609 besetzten die "Shimazu" aus Satsuma (heute süd-westlicher Teil der Hauptinsel Kyūshū Japans, Präfektur Kagoshima) die

Inselkette. Angeblich verschärften diese das „Waffenverbot“, was historisch jedoch ebenso wenig belegt ist! Jedoch beeinflusste die

Schwertkampfkunst der Shimazu Samurai, das Jigen Ryū Kenjutsu die Art und Weise der auf Okinawa betriebenen Kampfkunst

nachhaltig. Viele Meister des "Todi" / "Ti" (heute Kara Te) lernten parallel zu ihren einheimischen Kampfkünsten mit und ohne Waffen

(Kobudō) die Schwertkunst der Shimazu. Sōkon Matsumura (Bushi Matsumura) beispielsweise war ein Meister des Kara Te und des

Jigen Ryū Kenjutsu.


"Ti" oder "Todi" (Okinawa Te) wurde hingegen vieler mystischer Karatebetrachtungen historisch nie als Geheimnis / geheime Kunst

betrachtet. Es wurde zwar im Verborgenen, d.h. unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert, war jedoch nie offiziell verboten. Nie wurde

man der Ausübung wegen verfolgt! Vielmehr gehörte es zur königlich, hierarschischen Gesellschaftsstruktur des Ryūkyū Königreichs.

Viele historische Meister des Karate waren anerkannte Mitglieder der gehobenen Klassen im Feudalsystem Okinawas.


Der Mythos, dass Bauern und Fischer Karate praktizierten, ist schlichthin unglaubwürdig. Diese mussten bezüglich ihres niederen

Standes ("Heimin") den ganzen Tag schuften und schwer arbeiten. Zeit für ein aufwändiges Kampfkunsttraining blieb nur den

gehobenen Klassen (z.B. Peichin u.a.). Damit wurden die Kenntnise des Ti für lange Zeit auf kleine elitäre Schulen oder einzelne

Familien beschränkt, da die Möglichkeit zum Studium der Kampfkünste, z.B. auch auf dem chinesischen Festland, nur wenigen

begüterten Adeligen zur Verfügung stand.


Die Kunst des Schreibens (Bun Bu Ryō Dō „Schwert und Pinsel, zwei Wege“) war den Beamten des Königshauses natürlich

gegeben, jedoch wurden schriftliche Aufzeichnungen nur in begrenztem Maße angefertigt, so wie das auch in chinesischen Kungfu-

Stilen manchmal der Fall war. Es bestand schlichthin nicht die Notwendigkeit der schriftlichen Aufzeichnung, da eine direkte lehre von

Lehrer zu Schüler erfolgte. Viele alte Meister des Todi bezogen sich in ihrer Lehre aber auf altchinesische Militärklassiker wie zum

Bsp. das „Bubishi“.


Man verließ sich auf die mündliche Überlieferung und die direkte Weitergabe. Zu diesem Zweck bündelten die Meister die zu

lehrenden Kampftechniken in didaktischen zusammenhängenden Einheiten zu festgelegten Abläufen oder Formen. Diese genau

vorgegebenen Abläufe werden als Kata bezeichnet. Um dem Geheimhaltungszweck der Okinawa-Te Rechnung zu tragen, mussten

diese Abläufe vor Nicht-Eingeweihten der Kampfschule (also vor potenziellen Ausspähern) chiffriert werden. So besitzt jede Kata noch

bis heute ein strenges Schrittdiagramm (Embusen). Die Effizienz der Chiffrierung der Techniken in Form einer Kata zeigt sich bei der

Kata-Demonstration vor Laien. Für den Laien und in den ungeübten Augen des Karate-Anfängers muten die Bewegungen befremdlich

oder nichtssagend an. Die eigentliche Bedeutung der Kampfhandlungen erschließt sich einem erst durch intensives Kata-Studium

und der „Dechiffrierung“ der Kata. Dies erfolgt im Bunkai-Training (Kata Gumite). Eine Kata ist also ein traditionelles, systematisches

Kampfhandlungsprogramm und das hauptsächliche Medium der Tradition des Karate.


Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Karate meist in kleinen Gruppen geübt und ausschließlich von Meister zu Schüler

weitergegeben. Während der Meiji-Restauration wurde im Jahre 1879 schließlich das Han aufgelöst und die Präfektur Okinawa

eingerichtet. In dieser Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, in der sich die okinawanische Bevölkerung den japanischen

Lebensgewohnheiten anpasste und Japan sich nach jahrhundertelanger Isolierung wieder der Welt öffnete, begann Karate stärker in

die Öffentlichkeit zu drängen. Auch wurde die Kampfkunst aus dem gesellschaftlich-königlichen Kontext der Adelsfamilien des

vorherigen Ryūkyū Königreichs gelöst und auf den Hauptinseln Japans verbreitet. Dafür wurde Todi / Ti zum Teil japanisiert, um es

besser an die Gewohnheiten und gesellschaftlichen Normen der japanischen Hauptinseln anzupassen. Einer dieser bekannten

"Reformer" ist beispielsweise Funakoshi Gichin, der als einer der ersten Karatepioniere diese Kunst nach Japan exportierte! Seither

nannte er es "Kara Te", die Kunst der leeren Hand, um den chinesischen Einfluss zu verschleiern und es somit für Japaner (bzgl.

ihres Nationalstolzes) interessant zu machen (siehe unten).


Der Kommissar für Erziehung in der Präfektur Okinawa, Ogawa Shintaro, wurde 1890 während der Musterung junger Männer für den

Wehrdienst auf die besonders gute körperliche Verfassung einer Gruppe junger Männer aufmerksam. Diese gaben an, auf der Jinjo

Koto Grundschule im Karate unterrichtet zu werden. Daraufhin beauftragte die Lokalregierung den Meister Itosu Ankō (manchmal auch

Itosu Yasutsune – Kun Leseweise) damit, einen Lehrplan zu erstellen, der unter anderem einfache und grundlegende Kata (Heian)

enthielt, aus denen er Taktik und Methodik des Kämpfens weitgehend entfernte (zu diesem Punkt bestehen diverse Unklarheiten und

verschiedene Ansichten) und den gesundheitlichen Aspekt wie Haltung, Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Atmung, Spannung und

Entspannung in den Vordergrund stellte. Karate wurde dann 1902 offiziell Schulsport auf Okinawa. Dieses einschneidende Ereignis in

der Entwicklung des Karate markiert den Punkt, an dem das Erlernen und Üben der Kampftechnik nicht mehr länger nur der

Selbstverteidigung diente, sondern auch als eine Art Leibesertüchtigung angesehen wurde.


Nach Beginn des Jahres 1900 erfolgte von Okinawa aus eine Auswanderungswelle nach Hawaii. Dadurch kam Karate erstmals in die

USA, die Hawaii 1898 annektiert hatten.


Funakoshi Gichin, ein Schüler der Meister Itosu Ankō und Asato Ankō, tat sich bei der Reform des Karate besonders hervor. Auf der

Grundlage des Shorin-Ryū und des Shorei-Ryū begann er, nach Vorbild von Meister Asato und Itosu, Karate zu systematisieren. Er

verstand es neben der reinen körperlichen Ertüchtigung auch als Mittel zur Charakterbildung.

Neben den genannten drei Meistern war Higaonna Kanryo ein weiterer einflussreicher Reformer. Sein Stil integrierte weiche,

ausweichende Defensivtechniken und harte, direkte Kontertechniken. Seine Schüler Miyagi Chōjun und Mabuni Kenwa entwickelten

auf dieser Basis die eigenen Stilrichtungen Gōjū-Ryū bzw. Shitō-Ryū, die später große Verbreitung finden sollten.


In den Jahren von 1906 bis 1915 bereiste Funakoshi mit einer Auswahl seiner besten Schüler ganz Okinawa und hielt öffentliche

Karate-Vorführungen ab. In den darauffolgenden Jahren wurde der damalige Kronprinz und spätere Kaiser Hirohito Zeuge einer

solchen Aufführung und lud Funakoshi, der bereits Präsident des Ryūkyū-Ryū Budōkan - einer okinawanischen

Kampfkunstvereinigung - war, ein, bei einer nationalen Budō-Veranstaltung 1922 in Tokyo sein Karate in einem Vortrag zu

präsentieren. Dieser Vortrag erfuhr großes Interesse und Funakoshi wurde eingeladen, seine Kunst im Kōdōkan praktisch

vorzuführen. Die begeisterten Zuschauer, allen voran der Begründer des Jūdō, Kanō Jigorō, überredeten Funakoshi am Kodokan zu

bleiben und zu lehren. Zwei Jahre später, 1924, gründete Funakoshi sein erstes Dōjō.

Nach dem Vorbild des bereits im Jūdō etablierten Systems wurde im Laufe der zwanziger Jahre dann der Karate-Gi sowie die

hierarchische Einteilung in Schüler- und Meistergrade, erkennbar an Gürtelfarben, im Karate eingeführt, mit der auch politisch

motivierten Absicht eine stärkere Gruppenidentität und hierarchische Struktur zu etablieren (übrigens nach dem Vorbild des

preußischen Militärs bereits unter Itosu eingeführt).


Aufgrund seiner Bemühungen wurde daraufhin Karate an der Takushoku-Universität, der Waseda-Universität und an der Japanischen

Medizinischen Hochschule eingeführt. Das erste offizielle Buch über Karate wurde von Gichin Funakoshi unter dem Namen "Ryū Kyū

Kempo Karate" im Jahre 1922 veröffentlicht. Weitere wichtige Bücher von Gichin Funakoshi sind "Karate Dō Nyūmon" (1925)

sowie "Karate Dō Kyōhan" (1935).


Seine Biographie erschien unter dem Namen Karate-dō Ichi-ro (Karate-dō – ein Weg), in dem er sein Leben mit Karate schildert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Karate durch Funakoshis Beziehungen zum Ausbildungsministerium als Leibeserziehung und

nicht als kriegerische Kunst eingestuft, was es ermöglichte, Karate auch nach dem Zweiten Weltkrieg zur Zeit der Besatzung in Japan

zu lehren.

Über Hawaii sowie die amerikanische Besatzung Japans und insbesondere Okinawa fand Karate im Laufe der 1950er und 1960er

Jahre als Sportart zunächst in den USA und dann auch in Europa eine immer stärkere Verbreitung.


Aus der nach Funakoshi bzw. dessen schriftstellerischen Pseudonym Shōtō benannten Schule Shōtōkan („Haus des Shōtō“) gingen

verschiedene einzelne Gruppierungen hervor. Eine davon war die erste international agierende Karate-Organisation (JKA), die noch

heute einer der einflussreichsten Karateverbände der Welt ist. Der originale Shōtōkan wurde im zweiten Weltkrieg völlig zerstört und

später von einer kleineren Gruppe unter Egami Shigeru neu errichtet. Funakoshi und die übrigen alten Meister lehnten die

Institutionalisierung und Versportlichung sowie die damit einhergehende Aufspaltung in verschiedene Stilrichtungen jedoch gänzlich

ab, so dass es zuletzt zum Bruch zwischen den alten Meistern und einigen Organisationen kam.


2. Karate in Deutschland


Ein Deutscher Jūdōka namens Jürgen Seydel kam auf einem Jūdō-Lehrgang in Frankreich erstmals in Kontakt mit Karate beim

Meister Murakami, den er begeistert einlud auch in Deutschland zu lehren. Aus den Teilnehmern dieser Lehrgänge entwickelte sich

zunächst innerhalb der Jūdō-Verbände eine Unterorganisation, die Karate lehrte und aus der schließlich im Jahre 1961 der erste

deutsche Dachverband der Karateka, der Deutsche Karate Bund hervorging.


Am 1. April 1957 gründete der Jūdōka Jürgen Seydel in Bad Homburg das erste Karate-Dōjō Deutschlands (Budōkan Bad Homburg). 

Der Sport verbreitete sich sehr schnell und schon 1961 gründete sich der „Deutsche Karate-Bund“ (DKB) als erster Karateverband

Deutschlands. Dieser wurde ab 1967 vom JKA-Instruktor Kanazawa Hirokazu geleitet und 1970 von Shihan Ochi Hideo (heute 8. Dan

JKA) übernommen. 1993 gründete Ochi den „Deutschen JKA-Karate Bund“ (DJKB) als deutschen Ableger der Japan Karate

Association.



Autor: Stenzel, Thomas

Korrekturhinweise: Nietzold, Holger

Literatur: Wittwer, Henning: Shōtōkan. Überlieferte Texte - historische Untersuchungen. Band 1 & 2.


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Mentales Training - ein sehr effektiver Zusatz zum körperlichen Training

Autorin: Susann
Veröffentlichung: Link zum JKA-Magazin 01/2011 (S.22-23)  

Als mentales Training bezeichnet man die „planmäßig wiederholte und bewusst durchgeführte Vorstellung einer Bewegung oder Handlung ohne deren gleichzeitige praktische Ausführung“ (Eberspächer 2001).

Im Leistungssport und mittlerweile auch in der Rehabilitation nach Verletzungen am Bewegungsapparat (Motorisches Wiedererlernen) etabliert, bietet es eine ganz spezielle und äußerst effektive Trainingsmöglichkeit zur Leistungssteigerung, Präzession und Verfestigung einer Bewegungsabfolge oder eines Handlungsablaufes.

Daher scheint es auch für Karateka unausweichlich, sich dieser speziellen Trainingsmethode einmal genauer zu widmen.

Ziel des mentalen Trainings ist es, seine Bewegungsausführung positiv zu beeinflussen. Bei der intensiven Handlungsvorstellung sollten außerdem möglichst viele Sinnesreize integriert werden. Dies bedeutet, dass man sich nicht nur die Bewegung als reine ausführende Aktivität vorstellen soll, sondern auch Aspekte wie Lagesinn (Wie stehen meine Gelenke im Raum? Welchen Winkel haben sie zueinander?), Bewegungssinn (Wie bewege ich mich? Langsam oder schnell? Ist es eine fließende Bewegung?) und taktiles Empfinden (Welche Körperpunkte haben Bodenkontakt?) berücksichtigen sollte. In der Fachliteratur findet man sogar Angaben, dass auch emotionale, olfaktorische (Geruchssinn) und auditive (das Gehör betreffende) Inhalte relevant sein können. Je intensiver man sich die Bewegung also vorstellt, umso effektiver der Lernerfolg!

Hilfreich, wenn nicht sogar Voraussetzung, ist in jedem Fall, dass dem Übenden die vorzustellenden Bewegungssequenzen schon bekannt sind und er in der praktischen Umsetzung schon eine gewisse Eigenerfahrung vorweisen kann.

Nach Eberspächer (2001) unterscheidet man 3 Arten des Vorstellungstrainings:


1) mental-sprachliches Training

2) mentales Training aus der Beobachterposition

3) mentales Training aus der Innenperspektive


Fürs Karatetraining lassen sich besonders die beiden letzten genannten Arten gut umsetzen, auf welche ich im Folgenden am Beispiel des mentalen Katatrainings näher eingehen möchte.

Der fortgeschrittene „Mentalist“ möchte Kata trainieren, weil er beispielsweise gerade in der S-Bahn sitzt und auf dem Weg zu einem Wettkampf ist. Als Karateka bringt er eine vorteilhafte Voraussetzung mit: Er kann auch im Trubel der Menschenmenge abschalten und sich gut auf sich konzentrieren. Normalerweise muss man diese Ich-Konzentration sehr lange üben, um sie überall einsetzen zu können.

Unser Karateka hat nun 2 Möglichkeiten sein mentales Training durchzuführen:


1) Mentales Training aus Beobachterposition

Beim Mentalen Training aus Beobachterposition führt der Trainierende die Kata zwar mental durch, beobachtet die durchgeführte Bewegungsabfolge aber von einer Außenperspektive. Als eine Art „Kopfkino“ ist er Zuschauer seiner eigenen Kata. Er korrigiert innerlich als Beobachter Stand, Technik, Kime und Ausdruck der Kata und könnte sich wie im Wettkampf am Ende eine Wertung geben. Wichtig ist hierbei, dass die Kata möglichst fehlerfrei und lückenlos ausgeführt wird. Selbst der Kiai kann als lautlos starker Atemausstoß angedeutet werden.

Einem Anfänger des mentalen Trainings kann es passieren, dass er die Kata gedanklich zu schnell durch geht und es somit zur unvollständigen Reproduktion kommt. Fehlerreiche Vorstellungen haben einen negativen Trainingseffekt und daher sollten die Vorstellungen anfangs eher langsam und sehr detailreich durchgeführt werden, so ungefähr als würde man Kata im Zeitlupentempo üben. Später wird der geübte „Mentalist“ in seine Kata stückweise immer mehr Kime und Schnelligkeit einfließen lassen können, ohne eine Technik geistig zu überlaufen.


2) Mentales Training aus der Innenperspektive

Hierbei handelt es sich nicht um das Betrachten seiner Kata, sondern vielmehr um das bewusste mentale Ausführen der Kata. Der Übende stellt sich die Bewegungen aus seinem Inneren heraus vor und bewertet Stand und Technik anhand seines Bewegungsgefühles. Der Anfänger stellt sich also die Frage: Wie stehe ich im Raum?


Am Beispiel Zenkutsu-Dachi kann er folgende Gesichtspunkte innerlich bewerten:


1) Ist meine Hüfte beim Block nach außen und beim Tsuki nach vorn gedreht?

2) Stehe ich so tief, dass sich mein vorderes Kniegelenk über meinen Zehenspitzen befindet?

3) Ist mein hinteres Kniegelenk durchgedrückt?

4) Stehen meine Füße hüft- bis schulterbreit auseinander?

5) Zeigen meine Füße gerade nach vorn?


Aus der Innenperspektive kann ein Anfänger der mentalen Technik Kata vielleicht bewusster wahrnehmen. Er kann somit lernen sich besser auf sich und seine Technik zu konzentrieren.


Wo kann mentales Training überall eingesetzt werden?

Zuerst sei zu erwähnen, dass nur die Kombination aus mentalem Training und tatsächlich körperlichem Training zum optimalen und effektiven Leistungserfolg führen kann. Der Erfolg ist außerdem davon abhängig, wie lebhaft und intensiv die Vorstellung des Übenden ist.

Wenn man das mentale Training einmal beherrscht, kann man es fast überall durchführen. Voraussetzung ist, dass man sich nicht noch auf eine andere Handlung konzentrieren muss, denn eine geteilte Aufmerksamkeit für zwei bewusste Tätigkeiten kann das menschliche Gehirn nicht verarbeiten. Die Aufmerksamkeit würde „zwischen den beiden Handlungen hin und her springen“ (Klein 2006) und der positive Effekt des mentalen Trainings wäre nichtig und könnte sich schlimmstenfalls in einen Negativeffekt umwandeln.

Anfänger üben daher am besten in ruhiger und entspannter Atmosphäre. So muss man nicht noch zusätzliche Umgebungsgeräusche ausblenden, sondern kann sich sofort auf sich und seine Vorstellung konzentrieren.

Außerdem sollte man, wie auch beim motorischen Lernen, beim mentalen Training vom Einfachen zum Komplexen gehen. Das heißt: Erst Einzeltechniken, dann Komplexbewegungen und Kata trainieren. Ebenfalls so wichtig wie beim tatsächlichen motorischen Lernen: Wiederholung.

Mentales Training sollte anfangs mehrmals täglich trainiert werden. Da man dafür nur sich selbst braucht, ist es praktisch einfach umsetzbar. Für einen Anfänger bedeutet mentales Katatraining mehr Zeitaufwand als das tatsächliche Üben, aber einem fortgeschrittenen „Mentalisten“ ist es durchaus möglich die Kata auf geistiger Ebene in der selben Zeit wie auf körperlicher Ebene durchzuführen. Dies bedeutet: Gleicher Zeitaufwand mit geringerer Platzkapazität!

Natürlich ersetzt mentales Training nicht das körperliche Training im Dojo! Muskelkraft und Muskelmasse steigert sich weiterhin nur durch aktives Training. Aber selbst im Dojo kann mentales Training zum Bestandteil des Katatraining werden.

In unserem Dojo führen wir diese Methode schon seit Jahren durch. Noch bevor das mentale Training seinen offiziellen Boom erlebte, setzten wir uns nach dem Katatraining in Seiza, schlossen die Augen und unser Sensei forderte uns auf, bewusst und jeder in seinem Tempo die gerade geübte Kata gedanklich durchzugehen. Danach führten wir die Kata noch einmal tatsächlich aus und jeder hatte das Gefühl, es funktionierte besser.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass mentales Training natürlich nicht nur bei Kihon und Kata angewandt werden kann, sondern auch bei Bunkai und Kumite! Diese Anwendungssequenzen können ebenfalls mithilfe intensiver Vorstellungskraft automatisiert und verinnerlicht werden.


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Warum beim Karatetraining Wachstumsschübe im Kindes- und Jugendalter  zur besonderen Herausforderung für Trainer und Schüler werden können.

Autor: Susann Kuschel
Veröffentlichung: Link zum JKA-Magazin 04/2010 (S.32-33)

Wer kennt es nicht, aus eigener Erfahrung oder aus dem Kinder- und Jugendtraining: Man bekommt eine Sache tausendmal erklärt und die korrekte Umsetzung will einfach nicht funktionieren! Oder: Der Schüler scheint den Rat des Trainers einfach nicht korrekt befolgen zu können. Die Technik sieht trotz höchster Konzentration irgendwie "schluderhaft" und unharmonisch aus!

Dieser Artikel soll eine kurze Erklärung liefern, warum es Heranwachsenden trotz höchster Motivation und überdurchschnittlichem Trainingsfleiß in bestimmten Phasen schwer fällt, Karatetechniken harmonisch auszuführen und Anregungen zur Trainingsgestaltung während solcher Phasen geben.

Im Kinder- und Jugendbereich ist es besonders wichtig, einige anatomische & physiologische Gegebenheiten zu beachten!
Dabei spielt vor allem das Längenwachstum und das damit verbundene Muskelungleichgewicht (muskuläre Dysbalance) eine entscheidende Rolle!
Das Vermögen der intermuskulären Koordination und die Feinabstimmung/Korrektur der Gelenkeinstellung im Raum ist während eines Wachstumsschubes vermindert.

Der Lagesinn (liefert Informationen über die Körperposition und die Stellung der Gelenke im Raum), der Kraftsinn (liefert Infos über den Spannungszustand von Muskeln und Sehnen) und der Bewegungssinn (wichtig für das Bewegungsempfinden) geraten aus dem Gleichgewicht. 


Diese 3 Sinne gehören zur Tiefensensibilität (Propriozeption). Propriozeptoren findet man unter anderem in der Muskulatur (Muskelspindeln) und den Sehnen (Golgi-Sehnenorgan). Die Propriozeptoren der Muskeln und Sehnen sind spezielle Dehnungsrezeptoren, deren Aufgabe zusammengefasst darin besteht, ständig die Muskellänge zu messen. Diese gemessenen Veränderungen werden von den dazugehörigen Nervenbahnen nach zentral weitergeleitet, um adäquat auf äußere Reize reagieren und eine Bewegung geschmeidig ausführen zu können.
Der oben beschriebene Prozess verläuft ständig ab und er ermöglicht es uns Karatekas, Stellungen und Techniken nach langer Übungsphase korrekt und ohne visuelle Kontrolle durchzuführen. Wir entwickeln also eine erhöhte Feinfühligkeit über die Stellung der Gelenke und unserer Körperposition im Raum.
Dies kann man vor allem im Vergleich von Anfängern mit Fortgeschrittenen bemerken.
Einem Anfänger fällt es besonders schwer, eine Karatetechnik/-stellung nachzuahmen und seine Gelenke korrekt und nur nach "Gefühl" im Raum einzustellen. Ein Fortgeschrittener macht dies in Sekundenschnelle ohne wirklich über seine Technik nachzudenken. Er kann dies aufgrund des intern sehr gut eingestellten Lage- und Bewegungsempfindens - also dem optimalen Zusammenwirken der Propriozeptoren mit dem Gehirn und der somit verstärkten synaptischen Vernetzung im Gehirn. Als optimales Endergebnis ergibt dies beim fortgeschrittenen Karateka ein harmonisches und fließendes Zusammenspiel von einzelnen Muskelgruppen, die eine Technik/ Stellung oder einen Bewegungsübergang ausführen.

Im Erwachsenenalter, also nach Abschluss des Körperwachstums, können sich diese Rezeptoren allein ihrer oben genannte Aufgabe widmen und es fällt dem Übenden relativ einfach, sich neue Bewegungsabläufe anzutrainieren. Meist fehlt es nur an Kraft, die Techniken und Bewegungsübergänge stark auszuführen und in Stellungen lange tief stehen zu bleiben.
Beim heranwachsenden Karateka (Anfänger sowie Fortgeschrittener), stellt das Kraftdefizit einiger Muskeln ebenfalls eine Herausforderung dar, es kommt jedoch noch das "Problem" der unkoordinierten Bewegungsausführung dazu, welches seine Ursachen unter anderem auch im Bereich Propriozeption hat.
Diese muskuläre Dysharmonie, welche vor allem während eines Wachstumsschubes zustande kommt, entsteht deshalb, weil die Hauptaufgabe der Muskeln nun in erster Linie darin besteht, sich der neuen Längensituation der Knochen anzupassen. Besonders bei extremen Wachstumsschüben (meist bei Jungen) wächst der Knochenapparat schneller als Muskel- und Hautgewebe. Muskeln stehen plötzlich unter Zug und Spannung/Dehnung (erhöhte Kraftsinn-Aktivität), dies schränkt die Aktivität des Lage- und Bewegungssinnes ein und somit gerät die intermuskuläre Koordination/ das optimale Zusammenspiel der Muskulatur ins Ungleichgewicht und erlernte Bewegungsausführungen wirken auf einmal wieder extrem unharmonisch.

Für den Trainingsaufbau bedeutet dies folgendes:
Man darf im Kinder- und Jugendtraining den Schüler keinesfalls zusätzlich unter psychischen Druck setzen (z.Bsp: Drohung mit Liegestützen, Strafübungen), wenn er wiederholt Bewegungsabläufe falsch ausführt und sollte stattdessen mit Motivation und Einfühlungsvermögen seinen Ehrgeiz am Training fördern und damit seine Freude am Karatetraining erhalten.

Zusätzlich ist es wichtig, als Trainer den jungen Karateka aufzuklären, dass es sich bei dieser Situation nur um eine Phase handelt und diese vollkommen normal ist. Gerade im Kindes- und Jugendalter kann ein unbefriedigendes Übungsergebnis für den Schüler schnell zur Frustration führen und das Ende im Karatesport bedeuten.

Auch kann man als Übungsleiter während der „Akutphase“ das eigentliche Karatetraining durch allgemeines Ausdauer- und Krafttraining oder Selbstverteidigung ersetzen. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass die Übungen variabel und vor allem altersentsprechend gestaltet werden. Dies darf auch mal eine Woche nur „Konditions-Spiele“ bedeuten.


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Kata-Bunkai


Über das Wissen der Bewegung – Kata - Gumite - Anleitung zur Selbstverteidigung!


Autor: Thomas

Eine Anregung für fortgeschrittene Karateka.

Der Begriff Bunkai (jap. 分解) beschreibt eine grundlegende Trainingsform im „traditionellen“ Karate Dô. Es bedeutet soviel wie Analyse oder „auseinander nehmen“, „zerlegen“. Darüber hinaus ist Bunkai sehr eng mit der Tradition des Karate verbunden und kann als Kernstück dieser alten „Kunst der Selbstverteidigung“ angesehen werden. Historisch fand sich hierfür jedoch nur der Begriff Kumite "das Zusammenbringen der Hände". Das heißt die Übungsform in der die Anwendung der Gesten mit dem Partner geübt wurde. Kata Bunkai (Kata – Gumite) versucht dem Karateka die tiefgreifenden Aspekte und Prinzipien der Kata zu vermitteln, schult Körper und Geist und versucht den Übenden auf die möglichen ernsten Situationen der Selbstverteidigung vorzubereiten!


Historisch gesehen wurden die Kata und evtl. die dazugehörigen Unterweisungen inkl. Anwendungen von Meister zu Schüler weitergegeben, also nur einen kleinem ausgewählten Personenkreis vermittelt! Somit war eine Bewahrung der inneren Botschaft der Kata weitestgehend sichergestellt! Das Studium der Kata, das Bunkai (also der Prozess) dient zum identifizieren der Prinzipien der jeweiligen Kata. Dieser Prozess ist aber relativ modern. Damals war das nicht notwendig, da dies vom Lehrer zum Schüler vermittelt wurde. Dies geschah über so genannte „Kuden“ - mündliche Unterweisungen. Mit der Einführung des Karate ins jap. Schulsystem und dem Training als Massenveranstaltung war die Unterweisung in den „Kuden“ so nicht mehr für die Masse möglich. Daher mussten diejenigen Schüler, welche nicht in den Genuss der mündlichen Unterweisungen kamen, sich ihren Teil denken und den Erkennungsprozess als eine Art Rückwärtsaufarbeitung / Rücktransfer starten.


Mit der Verbreitung des Karate von den Ryû Kyû Inseln (Königreich Ryûkyû (Hauptinsel Okinawa), später japanische Präfektur) aus nach Japan und später der ganzen Welt wurde der Unterricht einem breiten Publikum zugänglich! Mit der Einführung darauf zugeschnittener Trainingsmethoden (Kihon, Kumite) geriet die Kunst des Kata-Gumite (heute Kata Bunkai) mehr und mehr in Vergessenheit bzw. wurde zunehmend stilisiert und dem realen Kontext entfernt! Heute finden sich leider fast ausschließlich offensichtliche Varianten des Bunkai, welche stilisiert trainiert werden und weitgehend oberflächliche Aspekte vermitteln! Ich persönlich bezeichne dies gern als hingestelltes Bunkai – Kihon „Bunkai“.


Kata Bunkai beschreibt also das Studium der Kata und somit den Prozess zur Erkennung der Sinnhaftigkeit der Prinzipien der Kata [des Karate Dô]! Karate Dô (alt: Tode) war im historischen Kontext stets eine Selbstverteidigungskunst ziviler Natur, d.h. ein Lehre von Prinzipien sich gegen Banditen und andere bewaffnete „Schurken“ zu wehren! Historisch gesehen steht also zweifelsfrei der Schutz der eigenen körperlichen Unversehrtheit im Vordergrund!


Die jeweiligen Kata [und damit Karate] beinhalten Strategien und Prinzipien, um sich gegen Übergriffe und allgemeine Gewalt [ziviler Natur] wehren zu können und nicht in erster Linie um Angriffe mit Karatetechniken zu überstehen!“


Die jeweiligen Kata bestehen aus Abfolgen von Techniksequenzen, meist komplexen Bewegungen, die dem Schüler sehr oft am Anfang nicht komplett erschließbar sind! Bunkai Training zielt mit seiner Komplexität auf dieses Verständnis und fördert gleichzeitig das motorische Lernen! Um Einzeltechniken einer Kata oder die Abfolge aufeinander folgender Techniken zu verstehen, bedarf es einer intensiven tiefgründigeren Betrachtung.


Das Erlernen der Abfolge und das stetige Wiederholen der Kata steht somit an erster Stelle zur Erkenntnis des Bunkai!“


Zum weiteren Verständnis werden einzelne Bewegungsabläufe aus dem Kontext der Kata gelöst und in Einzelsequenzen mit dem Partner trainiert. Dabei versuchen sich die Schüler von Beginn an unterschiedlichen Distanzen und dem direkten Kontakt. Diese Übungen sollen dem Karateka das Verständnis für die Bewegungen und Techniken aus der Kata vermitteln. Jede Angriffstechnik erfordert dabei passende Abwehr- und Kontertechniken, welche sich nach den jeweilig geltenden Prinzipien situationsangemessen zusammenstellen lassen. Man versucht eine, zum Kata Element stimmige, "Gegen-Technik" zu finden und übt diese dann gemeinsam mit dem Partner.

Bunkai beschreibt jedoch kein starres Konstrukt von fest vorgegebenen Abläufen. Vielmehr dient es dazu, mehrere Möglichkeiten von Angriffen und Bedrohungren zu simulieren und zu üben! Freie Interpretation ist dabei in den höheren Stufen ebenso notwendig wie gewünscht! Bunkai schult, wie einmotorisches Lehrbuch“, Bewegungen zur Selbstverteidigung und vermittelt darüber hinaus das jeweilige  individuelle Wesen [sprich verschiedene Prinzipien] einer Kata!

Jede Kata enthält diverse „Botschaften“ (sprich Prinzipien und Strategien zur SV), die erst durch intensives Training zum Vorschein kommt!

Oftmals fällt es dem übenden Karateka schwer diese „Botschaft“ nur durch die bloße Technikabfolge zu verstehen! Tiefgründiges Kata Studium (also Bunkai Jutsu) verbessert somit ausschlaggebend das Wissen über Karate Dô!


Kata Bunkai ist keine abstrakte Kunst, sondern eine praktische Anleitung zur Selbstverteidigung!


Diese sollte relativ unstilisiert und frei mit dem Partner trainiert werden. Hierzu gibt es einige Begriffe zu klären, um den Inhalt etwas klarer und verständlicher zu machen!


Hirzu findet man in der Literatur oft folgende Begriffe, um das Kata Studium zu beschreiben und zu systematisieren! Man kann sie heute auch als die vier Elemente der Kata bezeichnen.


Bunkai (分解) – Analyse, Demontage

Ōyō (応用) – Anwendung, praktischer Nutzen

Henka (変化) – Vielfalt, Variation, Änderung

Kakushi (隠し) – versteckt, verborgen


Natürlich sind solche Untergliederungen nur beschreibender Natur, um die Sache dem übenden Karateka zu verdeutlichen. Oft wird Kata Bunkai auch als die persönliche Interpretation des Meisters verstanden.


Erläuterungen:


Ōyō ist die Interpretation der Schüler. Hier kann der übende Karateka freier agieren und es werden individuelle Merkmale des Körpers (Größe, Gewicht, Beweglichkeit etc.) berücksichtigt. Hierbei fließen ergänzende Bewegungen ein, die so in der Kata nicht offensichtlich zu finden sind, aber in den Zwischen- und Ausholbewegungen trainiert werden.


Henka beschreibt die Anwendung, welche zum Teil komplett von dem abweichen kann, was in der Kata zu sehen ist. Es fließen individuelle Erfahrungen, Meinungen und Sichtweisen des Übenden ein. Im Unterschied zu Ōyō befindet sich das Wissen über Kata Bunkai hier schon auf einem fortgeschrittenen Niveau, mit erfahrenem Umgang der Bewegungen in der Selbstverteidigung!


Kakushi (jap. [kakusch] versteckt) beschreibt nun etwas mystisch, das „geheime Wissen“ der großen Meister. Hierzu findet man auch Anwendungen auf Vitalpunkte und den Umgang mit dem Chi (Ki), der Lebensenergie. Pragmatischer und etwas realitätsnaher kann man darunter auch nur die Verwendung von Würfen, Würgetechniken und/oder Hebeln, also von nicht offensichtlichen Anwendungsmöglichkeiten, verstehen. (dazu tendiere ich persönlich)


Weiterhin finden wir erklärend die Begriffe Omote und Okuden.


Omote (jap., Oberfläche, Außenseite) bezeichnet in der japanischen Kultur die nach außen ersichtliche, offene und gesellschaftskonforme Seite. Diese wird jedoch zu oft idealisiert und ist demzufolge nur der erste Schritt im Kata Bunkai (siehe Ōyō) . Es beschreibt die Umsetzung der offensichtlichen Techniken der Kata in eine reale Partnerübung! Diese Stufe ist bei intensivem Kata Studium relativ leicht zu erreichen und sollte nicht zwangsweise mit dem realen Kata Kumite gleichgesetzt werden! Omote beschreibt also eher eine Form der Trainingsstufe von Ōyō!


Okuden (jap. uchigawa bubun - Innenteil bzw. innere Einweihung in die Tradition) beschreibt hingegen Bewegungsabläufe einer Kata, die auch bei intensivem Studium durchaus nicht immer offensichtlich sind und erst durch komplexe Kenntnisse der Kampfkunst zum Vorschein treten! Dabei dienen vor allem Kenntnisse der Biomechanik und menschlichen Physiologie & Anatomie für das tiefere Verständnis!


Okuden wird traditionell erst nach Verstehen von Omote und nur ausgewählten höher graduierten Schülern vermittelt. Dabei sind Akzentpunkte in der heutigen Ausführung der Kata nicht immer mit den Bewegungsabfolgen im Bunkai identisch.


Dies ist nun die höchste Form der Anwendung. Nachdem die Kata analysiert wurde und die wichtigsten, durch die in der Kata präsentierten Techniken aufgezeigten Prinzipien identifiziert worden sind, kann jetzt relativ frei auf einen Angriff reagiert werden. Man steckt jetzt nicht mehr in der Kata fest, sondern kann jede Technik benutzen, die auf den vorher identifizierten Prinzipien basiert. Konkrete Techniken und festgeschriebene Abfolgen sind logischerweise in Bezug auf ihre Anwendbarkeit stark limitiert und können nicht in jeder Situation eingesetzt werden.


Die Prinzipien einer Kata hingegen sind nicht limitiert und sind deshalb unbegrenzt anwendbar.


Hierbei werden Zwischenbewegungen, Ausholbewegungen und Wendungen zu wichtigen Bunkai Elementen, welche beispielsweise in Form von Würfen, Fußfegetechniken, Halte- und Würgegriffe, Hebeltechniken [...] ans Licht kommen. Die Phasen zwischen zwei Einzeltechniken in einer Kata, die teilweise und nur auf den ersten Blick unpassend erscheinen, werden somit bedeutungsvoll und interessant zum Verständnis des Gesamtkonzeptes!

Bunkai beschreibt also das Studium der Kata selbst, einen Prozess des Verstehens und dient der Erkenntnisgewinnung zur Selbstverteidigung! Hierbei geht es darum, die enthaltenen Techniken zu analysieren und darin repräsentierten Prinzipien zu identifizieren. Das Ergebnis dieses Studiums sind dann entsprechende Anwendungsmöglichkeiten (Ōyō) bzw. eine gewisse Anzahl von Prinzipien und Strategien mit denen man potentiellen Gewaltakten begegnen kann.


Da Kata von Kämpfern für Kämpfer geschaffen wurden, werden die Grundregeln des Zweikampfes vorausgesetzt.“


Durch die Kata lernt man im realen Ernstfall der Selbstverteidigung eine vorteilhafte Position zu erlangen. Darüber hinaus zeigt die Kata in einigen Fällen auf, wie man diesen erlangten Vorteil aufrecht erhält oder wie man den erlangten Vorteil weiterhin ausnutzen kann. Diesen Vorteil zu nutzen, gehört zum vorausgesetzten Grundwissen.


Deshalb ist es wichtig beim Trainieren der Anwendungen nicht automatisch aufzuhören, dort wo die Kata aufhört, sondern erst dann, wenn der Gegner unschädlich gemacht ist.“


Funakoshi Gichin Sensei führte seine Techniken und Bewegungen in den Kata zum Teil sehr verschieden aus. Auch seine Stände und Handbewegungen waren teilweise konträr zu den heute ausgeführten Bewegungen. Beispiele für Interessierte liefern hier seine Standartwerke „Karate Dô Nyûmon“ und „Karate Dô – Kyôhan“.

Distanzen werden anders bewertet! Der Nahkampf und der damit verbundene direkte Kontakt zum Partner ist hierbei sehr viel wichtiger, als das heute oft trainierte Prinzip der kurzen Annäherung und schnellen Flucht, wie es im Wettkampf Kumite oft betrieben wird.

Das „Ippon Prinzip“ funktioniert meist nicht so, wie wir es aus dem Wettkampf kennen. Warum? Ganz einfach!


Ein real angreifender „Übeltäter“ kennt keine stilisierte Form und handelt nur nach den Regeln von Gewalt und Instinkt!“


Vielmehr greifen reale Übeltäter oftmals mehrfach und unkontrolliert (nicht stilisiert) an. Hierbei wird es wichtig den Angreifer zuerst abzuwehren (Blockbewegungen, Ausweichbewegungen), danach eine Kontertechnik zu setzen (Atemi Technik) und anschließend den Angreifer zu kontrollieren (Festsetzen mit Hebeln, Festhalten etc.)


Demzufolge sollten wir also die Prinzipien verstehen, die uns jede einzelne Kata zur Selbstverteidigung vermittelt und nicht nur „leere“ Techniken trainieren!“


Ein schrittweises Heranführen des Karateka an das "Bunkai Jutsu" ist somit unerlässlich für das Verständnis des Karate Dô und sollte als zentraler Bestandteil des Trainings gelten!

Auch die alten Meister in der Zeit vor den Reformen im Karate Dô äußerten sich zu diesem Thema.


Hier einige Auszüge.

Itosu Ankō (1830 – 1914) schrieb, in seinen 10 Grundsätzen zum Tōde, dass jede Bewegung mehrere Anwendungsmöglichkeiten haben kann. Es kann aber genauso gut auch eine Variation zu der unter Omote kategorisierten Anwendung sein. Hier unterscheidet sich die Anwendung nur hinsichtlich der verwendeten Waffe (Faust, Handballen, Griff), des anvisierten Ziels (Jōdan, Chūdan) und der Art und Weise, wie die Technik angewendet wird (Schlag, Hebel, Wurf). Habe ich vorher mit der Faust den Kopf attackiert, so ist es vielleicht auch möglich auf die Rippen zu zielen. Statt mit der Faust zu schlagen, kann ebenso gut auch mit der Handfläche, der Ellebogen in Form eines Hebels angegriffen werden. Hierbei können nun weitere, für den Kampf wichtige, Prinzipien identifiziert werden.


Motobu Chōki (1870 – 1944) sagte einmal folgende Worte

Die Techniken der Kata sind begrenzt. Dies muss jedem klar sein. [...] Trotz der Tatsache, dass Straßenkämpfe niemals gleich sind, variieren die Prinzipien in den Kata niemals. Wie dem auch sei. Man muss lernen, wie diese Prinzipien angewendet werden und wie man sich den Winden der Veränderung anpasst.“


Auch Funakoshi Gichin (1868 - 1957) schreibt in seinen 18. Paragraphen des Shōtōnijūkun etwas, dass in die selbe Richtung geht, wie Motobus Äußerungen.


Übe die Kata in unveränderter Form, ein tatsächlicher Kampf ist eine vollkommen andere Angelegenheit.“


Die Prinzipien in der Kata ändern sich also nicht! Die darauf aufbauenden Techniken ändern sich hingegen je nach Situation beliebig.


Persönlich glaube ich, dass „Bunkai Jutsu“ mich auf dem Weg des Karate am meisten voran bringen kann, wenn man sich einmal von den bestimmenden Zwängen des Wettkampfsystemes gelöst hat (Regelwerk und Punktesysteme)! Im realen Ernstfall zählt kein optisch schöner Eindruck, man erhält keine Punktwertung.

Hier zählt einzig und allein die Effektivität! In dieser Essenz liegt alle Schönheit und Faszination, die uns Karate Dô bieten kann.


Autor: Thomas Stenzel (3.Dan JKA) – Karateschule MIZU NAGARE Dresden

Trainer für Karate Dô und Karate Jutsu


Vielen Dank an Holger Nietzold, der mir tatkräftig mit Informationen und Übersetzungen von alten Texten zur Seite stand.


Quellen:

[1] „Shotokan“ - überliferte Texte, historische Untersuchungen - Henning Wittwer

[2] „Kyôhan“ - Was die alten Meister wußten - Holger Nietzold

[3] „Karate Dô Nyûmon“ - Funakoshi Gichin

[4] „Karate Dô Kyôhan“ - Funakoshi Gichin

[5] + diverse Artikel und Beiträge aus Fachzeitschriften

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Prinzipien des motorischen Lernens praktisch umgesetzt 

Autorin: Susann


Jeder Trainer ist bestrebt, seinen Schülern etwas Neues beizubringen. Und er will auch, dass dieses neu erlernte Wissen von Bestand ist und nicht schon nach wenigen Stunden/Tagen wieder in Vergessenheit gerät. 

Mit den unten kurz erklärten Grundprinzipien soll euch Basiswissen mit Bezug zur Praxis vermittelt werden und ihr (als Trainer oder Schüler) findet vielleicht selbst eine Antwort auf die Fragen: "Ist es schlimm, wenn ich nicht regelmäßig ins Training kommen kann?", "Wie kann ich meinen Trainingsfortschritt positiv beeinflussen, auch wenn mal keine Zeit fürs Training im Dojo ist?" oder "Wie kann ich als Trainer wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich "Motorisches (Bewegungs-)Lernen" praktisch im Training umsetzen?"

Denn: Praktisch gesehen, kann man alle Grundprinzipien wieder super ins Training integrieren!


Hier 3 Grundprinzipien kurz vorgestellt:


1. Variabler, sinnvoller & praxisnaher Input


Der Input sollte variabel sein! Für´s Training - speziell Kindertraining - heißt dies:

Verschiedene Übungen in einer Trainingseinheit! D.h. nicht nur die ganze Zeit Kihon-Übungen, sondern das in der Trainingseinheit erlernte Kihon gleich noch in Kata-Formen oder Kumite-Formen wiederholen und festigen. Unterschiedliche Ausgangsstellungen einbauen, mit und ohne Gerät üben,.... Sprich: „Üben mit logischer und systematischer Übungsvariation!“

Das Motto lautet hier: "Fordern, aber nicht überfordern!"

Außerdem sollte der Input eine Bedeutung für den Lernenden besitzen, also als sinnvoll angesehen werden! Heißt also: "Warum mache ich nun Zuki?", "Wie funktioniert der, in die Luft gestellte, Block überhaupt am Partner?" oder "Warum eigentlich Kata laufen?" Solche Fragen sollten gleich am Anfang aufgeklärt und der Sinn der Übung & Bewegung praxisnah erklärt werden! Bedeutungsloser und nicht verstandener Input führt zu mangelhaftem Lernerfolg.

Motto hier: "Bewusstsein, Sinnhaftigkeit, Aufmerksamkeit & Motivation und vor allem "Kampfgeist" sind für´s motorische Lernen äußerst wichtig!"

2. Repetition / Wiederholung

Ein weiteres Prinzip ist die Wiederholung. Unregelmäßige Teilnahme am Training KANN (muss keinesfalls) zum echten Problem bezüglich Trainingsfortschritt werden. Man ist beruflich & familiär eingespannt, schafft es nicht immer ins Training zu kommen und daheim fehlen (scheinbar) die geeigneten Räumlichkeiten.

Außerdem kommt noch hinzu, dass es keine hundertprozentige Aussage darüber gibt, wie eigentlich das Optimum der Formel „Trainingseinheiten pro Woche“ lautet! Der Mensch, als Individuum einzigartig, lernt einmal ausreichend mit 2x pro Woche und ein anderes Mal reichen 5x pro Woche wiederum nicht annähernd aus. Selbst 1x pro Woche (meist beim Kindertraining) stellt einige Kinder und somit auch manchen Trainer vor eine echte Herausforderung. Aber auch hier gibt es immer wieder Kinder, die trotz dieser Tatsache große Trainingsfortschritte zeigen.

Generell gilt aber: "Ohne regelmäßige Wiederholung kein Trainingserfolg und -fortschritt!"

Welche bekannten fördernden Faktoren kann man also nutzen?

Hier 2 Beispiele:

  • Motivation zur Wiederholung außerhalb des Trainings, sprich: „praxisbezogene/sinnvolle Hausaufgaben/ praktisches Üben auch mit wenig Raumaufwand (Motto: „1x1m reicht für Kata-Training“)

  • Mentales Training mit geringem Zeit- und Raumaufwand, sprich: „wiederholte, BEWUSSTE Bewegungsvorstellung, als würde man die Bewegung tatsächlich ausführen.

  • Dieses Prinzip wird beispielsweise erfolgreich bei Sportlern eingesetzt, die aufgrund einer Verletzung zu einer größeren Trainings-/Bewegungspause gezwungen sind!

  • (UND DAS BESTE: Es sieht einem keiner an und dadurch kann ich es überall durchführen!)

3. Feedback / Rückkopplung

Feedback-Mechanismen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewegungsplanung und -kontrolle.

Es gibt verschiedene Arten von Feedback, zum Beispiel: intrinsisches & extrinsisches Feedback.

  • Intrinsisches Feedback = Rückkopplung aller sensorischen Informationen, die während einer Bewegung in den sensorischen Systemen eintreffen. Entsteht im Individuum selbst.

  • Extrinsisches Feedback= Informationen, die von außen auf das Individuum einwirken!

Als häufigstes extrinsisches Feedback im Training kann man die Korrektur durch den Trainer ansehen. Er korrigiert die Technik verbal oder taktil. Auch hier kann man mit professioneller Methodik viel erreichen.

Wieder 2 Beispiele:

  • Korrektur am Ende der Übungsdurchgänge und nicht nach jeder einzelnen Technik. Das sofortige Feedback liefert zu viele Informationen und der Übende kann sich nicht mehr auf sich (intrinsisches Feedback) konzentrieren und verlässt sich nur auf den Trainer, ohne selbst Bewegungserfahrung gemacht zu haben. Motto: „Zuviel externes Feedback hemmt das motorische Lernen!“

  • Feedback sollte motivierend sein, jedoch der tatsächlich erbrachten Leistung entsprechen. Sprich: „Motivation durch entsprechendes Lob und nicht durch Tadel!“


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Aktiv gegen Fußgelenksarthrose

Autorin: Susann


"... die Auswirkungen und Symptome der Fußgelenksarthrose (v.a. oberes Sprunggelenk & die Zehengrundgelenke) kann man gut bei den alten Meistern sehen.
Verdickte & knöchern umgebaute Gelenke, die den meisten auf den ersten Blick imponieren. Man denke nur ans Makiwara-Training und die unzähligen Fußtritte gegen andere harte Gegenstände zur „Abhärtung“. Früher (zu Kriegszeiten) war diese Abhärtung sicherlich von Vorteil, da der Fuß relativ schmerz- und berührungsunempfindlich wurde und somit eine sehr effektive Kampfwaffe gegen hunderte Gegner darstellte.
Zu unseren Zeiten frage ich mich, mit medizinischem Background-Wissen, ob wir uns diese Art der Abhärtung noch „antun“ müssen. Müssen unsere Füße gegen hunderte Gegner kämpfen? Wohl eher nicht. Wer heutzutage vielleicht 1x in eine reale „Verteidigungssituation“ kommt, trägt Schuhe und kann auch so durch einen gezielten Tritt gegen empfindliche Körperregionen den Angreifer außer Gefecht setzen.

Nun aber wieder zum eigentlichen Thema:
Barfuß laufen & trainieren ist eigentlich allein schon ein super Training für unsere Fußmuskeln und -gelenke. Vor allem die kleinen Muskeln werden zur Arbeit angeregt und optimal aktiviert.
Da sie so klein sind, kommt es eher selten zu Verspannungen.
Das eigentliche Problem stellt hier das Kontakt-, Sprung- und Schnellkrafttraining dar.
Bei diesen Trainingsformen kann es zu ständigen Stauchungen und vielleicht auch Mikrotraumen kommen.
Wie gesagt macht auch hier wieder die Dosis das Gift!
Was kann man also machen, wenn man über einen längeren Zeitraum Kumite und Sprung-/Schnellkraft, also Übungen mit hohem Stauchungsrisiko, trainieren möchte???
Ganz einfach: Erstens wieder entspannende Maßnahmen (Massage, Traktion) nach jedem Kontakttraining, zweitens keine steinharten Trainingsböden (lieber auf der Wiese vorm Dojo trainieren) und drittens kann man beispielsweise während solcher Spezial-Sprungkraft-Trainingseinheiten auch gut federnde Turnschuhe tragen!..."

(gesamte Diskussion hier:  Karate-Doc )

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Aktiv gegen Kniegelenksarthrose

Autorin: Susann


"...um effektiv Arthrose vorzubeugen, ist es besonders wichtig neben den kräftigenden Techniken für die Beine (tiefe Stände, Tritte, … ) auch entspannende Techniken für die Beinmuskulatur ins Training mit einzubeziehen, wie Dehnung/Massage und Selbst-/Partner-Traktionsübungen!

Gerade die Ansatzsehne des M. rectus femoris (vorderer OS-Muskel) zieht übers Kniegelenk und der Muskeln kann bei übermäßigem Training (v.a. ständig tiefe Zenkutsu-Dachi-Stellung) leicht verspannen.

Wenn diese „Verspannungen“ länger bestehen bleiben und nicht mit den geeigneten entspannenden Gegenmaßnahmen behandelt werden, kann dies zur zusätzlichen Kompression (Stauchung) durch den eigenen Muskelzug im Gelenk führen.

Für kurze Zeit stellt das kein Problem dar, aber auf längeren Zeitraum wird dadurch das Gelenk in Mitleidenschaft gezogen und der Sportler bekommt trotz sehr gutem regelmäßigen Training Knieprobleme!..."

"...Natürlich ist der erhöhte Muskelzug nur ein Faktor, der zu Gelenkproblemen führen kann.

Aber ich denke, man kann diese Betrachtungsweise für alle Gelenke, über die ein größerer Muskel zieht, so anwenden. Für das Hüftgelenk kommen gleich mehrere Muskeln in Frage, die auch beim Karate stark beansprucht werden. Der Iliopsoas (zum Beispiel) wäre ein solcher Muskel. Er zieht das HG nach cranial. Und die Gesäßmuskeln ziehen den Hüftkopf nach cranial/medial in die Pfanne! Längerer Zeitraum verspannt -> erhöhter Druck/Kompression aufs Gelenk -> Hüftprobleme….ein Teufelskreis, wenn keine Gegenmaßnahmen begonnen werden!... "


(gesamte Diskussion hier:  Karate-Doc )