Der Karateanzug - Karate Gi


Jeder Karateka trägt ein Karate-Gi, bestehend aus einer einfachen an der Hüfte geschnürten weißen Hose, Zubon und einer Jacke, Uwagi. Gehalten wird die Jacke (meist neben einer leichten Schnürung) durch einen gefärbten Gürtel, dem Obi. Es wird grundsätzlich barfuß trainiert.

Dass Karatekas überhaupt uniforme Trainingskleidung trugen, war nicht selbstverständlich. Das Okinawa-Te wurde von jeher in robuster Alltagskleidung trainiert. Ebenso existierte in der Zeit, da Karate noch eine insulane Kampfkunst war, kein Graduierungssystem. Der Meister wusste vom jeweiligen Fortschritt seines Schülers ohnehin Bescheid. Die Einführung einheitlicher Trainigskleidung und eines Graduierungssystems erfolgte erst nach Funakoshi Gichins Begegnung mit dem Kōdōkan-Gründer Jigorō Kanō, der eben jenes im Jūdō veranlasste.

Die Kampfkünste durchliefen eine Militarisierung westlicher Prägung (Vorbild war zu großen Teilen das preußische Militär unter Kaiser Willhelm II). Aus diesem Blickwinkel sind die einheitliche Kleidung als Uniform, und das Graduierungssystem nach Gürtelfarben als Hierarchie nach militärischen Dienstgraden zu verstehen. Die Aufstellung in einer Reihe gleicht der militärischen Formation. Auch gewisse Stände ähneln militärischen Ständen: So sieht der Stand „Musubi-Dachi„ aus wie die Grundstellung bei „Stillgestanden!“ bzw. "Achtung!" und der „Shizen-Tai“ wie der erleichterte Stand bei „Rührt Euch!“.

Graduierungen im Karate


Die Graduierung durch farbige Gürtel wurde wahrscheinlich aus dem Judo übernommen. Jigoro Kano, Gründer des Kodokan Judo, hat dieses System im 19. Jh. erstmalig verwendet. Vorher gab es keinGraduierungssystem nach Gürtelfarben in den Kampfkünsten aus Okinawa und Japan. In Graduierungen wird zwischen den Schülergraden, den so genannten "kyū" und den Meisterschüler, bzw. Meistergraden, den so genannten "dan" unterschieden. Jeder dieser Stufen wird eine Gürtelfarbe zugeordnet.In dem in Deutschland gebräuchlichsten Graduierungssystem existieren 9 Kyū- und 10 Dan-Grade. Der 9. Kyū ist hierbei die unterste Stufe, der 10. Dan die höchste.

9. Kyu
(weiß)

8. Kyu
(gelb)

7. Kyu
(orange)

6. Kyu
(grün)

5. Kyu
(blau/violett*)

4. Kyu
(blau/violett*)

3. Kyu
(braun)

2. Kyu
(braun)

1. Kyu
(braun)

1. Dan, 2. Dan, 3. Dan ... bis 10. Dan
(schwarz)



* Blau und violett werden in verschiedenen Verbänden unterschiedlich genutzt. Einige Verbände grenzen einen violetten 4. Kyū vom blauen 5. Kyū ab, in anderen sind beide als blau oder beide als violett festgelegt, in wieder anderen Verbänden sind die beiden Farben beliebig austauschbar.


Prüfungen

Zum Erlangen des nächsthöheren Schüler- bzw. Meistergrades werden Prüfungen nach einem festen Programm und einer Wartezeit, je nach Kyu- und Dan-Graden verschieden, abgelegt. Die Programme der Prüfungen unterscheiden sich von Verbandzu Verband, gelegentlich gibt es sogar Unterschiede in einzelnen Dōjō. Das Ablegen der Prüfungen dient als Ansporn und Bestätigung des Erreichten, ähnlich wie in unserem Schulsystem. In den Prüfungen wird auf Technikausführung, Haltung, Aufmerksamkeit, Kampfgeist, Konzentration und Willen geachtet. Der Gesamteindruck entscheidet.

Bei höheren Meistergraden (meist ab dem 5. Dan) erhöht sich der theoretische Prüfungsanteil erheblich. In einigen wenigen Organisationen werden diese Dangrade gar nur aufgrund besonderer Leistungen und Verdienste verliehen.

Graduierungssysteme zwischen den verschiedenen Karate- Gruppierungen / Organisationen sind nicht einheitlich bzw. ist deren Werte- und Leistungsbemessung verschieden, so daß Graduierungen nicht immer vergleichbar sind.